Rund 10 Jahre war Marshall Goldsmith Mitglied im Management-Board der Peter Drucker Foundation und hatte viele Gelegenheiten dem Management-Guru zuzuhören. Während dieser Zeit brachte ihm Drucker viele wichtige Lektionen über Führung bei.
Eine der größten Erkenntnisse war diese: „Wir verbringen viel Zeit damit, Führungskräften beizubringen, was sie tun sollen. Wir verbringen zu wenig Zeit damit, ihnen beizubringen, womit sie aufhören sollen.“
Dafür gibt es gute Gründe. Wohl der prominenteste und zugleich nachvollziehbarste ist die Tatsache, dass Führungskräfte und Organisationen sich meist auf positive Ziele konzentrieren, um weiter zu kommen. Zum Beispiel, indem sie sagen: „Wir müssen anfangen, aufmerksamer zuzuhören“ statt darauf zu achten, womit sie aufhören sollten: nämlich mit den Smartphones zu spielen während andere sprechen.
Zugleich sind die Belohnungs- und Anerkennungssysteme in den meisten Organisationen auf das „Tun“ ausgerichtet. Wir bekommen also Wertschätzung dafür, dass wir etwas Gutes tun. Selten bekommen wir Wertschätzung dafür, dass wir es unterlassen, etwas Schlechtes zu tun.
Der „What-to-Stop“-Ansatz in Coaching und Führungskräfte-Entwicklung
Der erste Schritt zu Verbesserung liegt oftmals darin zu erkennen, womit man aufhören soll. In seinem Buch „What Got You Here Won’t Get You There“ beschreibt Marshall Goldsmith die 20 häufigsten schlechten Angewohnheiten von Führungskräften. Laut Marshall hatte jeder Vorgesetzte, dem er begegnet ist, eine oder mehrere dieser Angewohnheiten, einschließlich ihm selbst.
Schauen Sie sich die folgende Liste an. Erkennen Sie einige dieser schlechten Gewohnheiten bei sich selbst wieder?
- Zu sehr gewinnen wollen: das Bedürfnis, um jeden Preis und in jeder Situation zu gewinnen.
- Zu viel beitragen wollen: das starke Bedürfnis, zu jeder Diskussion seinen Beitrag leisten zu müssen.
- Über andere urteilen: das Bedürfnis, über andere zu urteilen und ihnen seine eigenen Standards aufzuerlegen.
- Destruktive Kommentare abgeben: nutzloser Sarkasmus und bissige Bemerkungen, mit denen wir besonders witzig sein wollen.
- Sätze mit „Nein“ oder „Aber“ beginnen: das Überstrapazieren dieser negativen Ausdrücke, mit denen wir insgeheim zu jedem sagen „Ich habe recht und du liegst falsch.“
- Der Welt sagen, wie schlau wir sind: das Bedürfnis, anderen zu zeigen, dass wir schlauer sind als sie denken.
- Im Ärger sprechen: das Verwenden von Gefühlsschwankungen als Management Tool.
- Negativität, oder: „Lassen Sie mich erklären, warum das so nicht geht“: das Bedürfnis, unsere negativen Gedanken mitzuteilen, auch wenn wir nicht danach gefragt wurden.
- Informationen zurückhalten: die Weigerung Informationen zu teilen, um anderen gegenüber im Vorteil zu sein.
- Unvermögen echte Anerkennung auszudrücken: die Unfähigkeit zu loben und Wertschätzung zu äußern.
- Unberechtigt Erfolge für sich beanspruchen: die ärgerlichste Art, unseren Beitrag zu jeglichem Erfolg zu überschätzen.
- Ausflüchte suchen: das Bedürfnis, unsere nervigen Verhaltensweisen als unveränderliche Eigenschaft darzustellen, damit andere sie uns verzeihen.
- Sich an die Vergangenheit klammern: das Bedürfnis, die Schuld von uns auf Situationen oder Menschen aus unserer Vergangenheit zu weisen. Eine Unterkategorie von „allen anderen die Schuld geben“.
- Favoriten bevorzugen: die Unfähigkeit zu erkennen, dass wir jemanden unfair behandeln.
- Sich nicht entschuldigen können: die Unfähigkeit, Verantwortung für unsere Taten zu übernehmen, zuzugeben dass wir falsch liegen, oder zu erkennen wie unsere Taten sich auf andere auswirken.
- Nicht zuhören: die stärkste passiv-aggressive Form von Respektlosigkeit gegenüber Kollegen.
- Unfähigkeit Dankbarkeit auszudrücken: die grundlegendste Form schlechten Benehmens.
- Den Überbringer schlechter Nachrichten bestrafen: das unangebrachte Bedürfnis, Unschuldige zu attackieren, die gewöhnlich nur versuchen uns zu helfen.
- Den schwarzen Peter zuspielen: das Bedürfnis, allen anderen die Schuld zu geben, außer uns selbs
- Übertriebener Drang „man selbst“ zu sein: unsere Fehler als „Authentizität“ darzustellen, weil wir „halt einfach so sind“.
Möglicherweise haben auch Sie auf der Liste, die eine oder andere Angewohnheit entdeckt, die Ihnen bekannt vorkommt. Dann sind Sie in bester Gesellschaft und wissen, was Sie künftig anders machen möchten.
Wollen Sie wissen, was das Nummer 1-Problem erfolgreicher Führungskräfte ist, die Marshall Goldsmith über die Jahre gecoacht hat? Sie wollen zu sehr gewinnen.
Übersetzt aus dem Englischen von (Link: https://www.marshallgoldsmith.com/articles/teaching-leaders-what-to-stop/)